Thomas Brenck: Eine Stimme des MGI

Ein Lehrer aus Überzeugung
Für Thomas Brenck war die Schule stets Arbeits- und Lebensraum zugleich. Er betrachtete es als Glück, von jungen Menschen umgeben zu sein, die ihm wichtig waren und die er auf einem entscheidenden Stück ihres Lebenswegs begleiten durfte. Als Glück und Aufgabe betrachtete er es auch, in enger Zusammenarbeit mit seinen Kolleginnen und Kollegen gemeinsame Ziele anzustreben und umzusetzen.
In der Zeit von 1976 bis 2009 war Thomas Brenck am MGI tätig. Er unterrichtete die Fächer Deutsch, kath. Religionslehre und Politik/Sozialwissenschaften. Sein größtes Anliegen war es immer, die individuellen Stärken seiner Schülerinnen und Schüler zu entdecken und zu fördern, ihr kritisches Denken zu trainieren und ihr Urteilsvermögen zu entwickeln. Dabei war ihm insbesondere die Auseinandersetzung mit den Medien, deren Inhalten und kommunikativen Strategien wichtig. In den 1970er und 1980er Jahren kümmerte sich Thomas Brenck daher als Medienberatungslehrer um die Ausstattung des MGI mit audio-visuellen Medien und um die Auswahl geeigneter Unterrichtsmaterialien. In einer zunehmend digitalisierten Welt blieb seine Liebe zum Radio sicht- und hörbar durch seine Arbeit für den Förderverein Lokalfunk Iserlohn, an die er auch Schülerinnen und Schüler heranführte.
Ausgehend von einem weiten Bildungsbegriff suchte Thomas Brenck stets nach Möglichkeiten, vorgeschriebene Lerninhalte durch frei gewählte zu ergänzen und damit eine Vertiefung des Wissens und der Fähigkeiten seiner Schülerinnen und Schüler zu erreichen. Um deren kritisches Denken und Handeln im wirtschaftlichen Bereich zu fördern, initiierte er bereits um die Jahrtausendwende die Gründung einer Schülerfirma: MGI-Style. Die aktuelle Stärkung der Fachinhalte Wirtschaft in der gymnasialen Laufbahn G9 ist nur ein Beispiel für seinen pädagogischen Weitblick. Sein jahrelanges Engagement in der Studien- und Berufsorientierung beruhte auf der festen Überzeugung, dass die Schülerinnen und Schüler hier besondere Betreuung benötigen, damit ihr Bildungsgang bestmöglich fortgesetzt werden konnte.
Vorreiter bei der Öffnung von Schule
Bei der Öffnung von Schule war Thomas Brenck ebenfalls ein Vorreiter: Zusammenarbeit mit Institutionen wie dem Stadtarchiv, dem Museum, der Bibliothek etc, mit Autoren, Zeitzeugen oder mit Politikern - Thomas Brenck war stets der Dialog wichtig. Dafür gründete er die MGIwerkstatt, ein Forum für Politik, Literatur und Zeitgeschichte. Noch bevor das Anhören der Zeitzeugen des Holocausts in den 1990er Jahren in Massenmedien angekommen war, besuchten diese den Hemberg, erzählten ihre Überlebensgeschichten und stellten sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler. Dabei konnte man sich auf die einfühlsame Moderation durch Thomas Brenck stets verlassen. Des Weiteren wurden demokratische Wahlen auf kommunal-, landes- und bundespolitischer Ebene von Podiumsdiskussionen am MGI begleitet. Mit Besonnenheit griff Thomas Brenck selbst schwierige politische Themen auf. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler erkannten die Bedeutsamkeit der Kommunalpolitik für ihr eigenes Lebensumfeld, wurden sensibilisiert für die politische Basisarbeit im Rat einer Stadt, ihrer Stadt Iserlohn.
Mit der Arbeit in der Jury der Märkischen Kulturkonferenz brachte er es zustande, dass jedes Schuljahr junge Autorinnen und Autoren an das MGI kamen. Seine Kritik, dass „moderne“ Literatur im Curriculum eines Abiturienten nicht modern sei, sondern oft noch Autoren der 50er Jahre beinhalte, blieb nie ungehört und er machte sich stets dafür stark, aktuelle Literatur vorzustellen und zu diskutieren. Finn Ole Heinrich war 2008 einer der letzten Autoren, die auf Thomas Brencks Einladung in die MGI Werkstatt kamen.
Doch auch nach seinem Ausscheiden aus dem Schuldienst begleitete er die MGI Werkstatt gerne weiter: Er kam weiterhin zu den Lesungen der MGIwerkstatt,  u.a. von Franziska Wilhelm oder Tijan Silas, fertigte Mitschnitte an, führte Interview mit den Schülern und Autoren und erstellte Beiträge für den Lokalfunk. Gern nahm Thomas Brenck Autoren privat auf und bereitete sie auf den Dialog mit den Schülerinnen und Schülern vor.
Thomas Brenck verband seine Moderationsfähigkeiten mit seinen pädagogischen Interessen in der unermüdlichen Tätigkeit als Vorsitzender der Fachkonferenzen seiner drei Fächer. Allein im Fach Deutsch war er insgesamt 16 Jahre im Vorsitz. Die Belange des Kollegiums und dessen Zusammenhalt sowie die Integration der neuen Lehrkräfte in das Kollegium waren ihm ein stetiges Anliegen und so wirkte er auch viele Jahre erfolgreich im Lehrerrat mit.

  
Ausbildungslehrer mit Herz und Verstand
Thomas Brenck führte nicht nur seine Schülerinnen und Schüler an die wesentlichen Inhalte, Methoden und Medien heran, sondern ebenso die von ihm auszubildenden Referendare. Dies tat er nicht mit dem Trichter auf dem Kopf, in den man Wissen einführen muss, sondern als Mensch, dem der Austausch wichtig war. Für Thomas Brenck hieß das: Offen sein für etwas Neues, eine Meinung bilden, vertreten, revidieren, diskutieren - immer im Dialog bleiben. Kommunikation, bei der nicht nur das Thema, sondern auch immer der Mensch im Fokus stand.
Thomas Brenck hatte noch so viele Ideen. Das MGI trauert um einen Kollegen, dessen Wirken die Schulentwicklung maßgeblich mitprägte und dessen schulisches und außerschulisches Engagement das Bildungsangebot für unsere Schülerinnen und Schüler enorm bereicherte. Seine Stimme ist verstummt, doch sie bleibt nicht ohne Nachhall.

Dr. Rita Köhler, Katharina Döring, Mathias Windisch